005: Achtung Aufnahme! - Wie du deine Natürlichkeit am Mikrofon behälst

005: Achtung Aufnahme! - Wie du deine Natürlichkeit am Mikrofon behälst

Versetzt dich der Gedanke an eine (Audio-) Aufnahme in große Spannung? Hast du das Gefühl, wenn du vor einem Mikrofon bist, dass du deinen natürlichen Ton zu sprechen verlierst? Plötzlich bist du wie auf den Mund gefallen?

Diese Folge soll dir zeigen, wie du TROTZ der Aufnahmesituation frei, locker und natürlich sprechen kannst. Du erfährst hier ein paar Tricks, wie du ohne direktes Publikum klar kommst. Und wie du deine Anspannung abbaust.

Ok, ich geb es zu. Es sind keine wirklichen Tricks – aber praktische Hilfsmittel!

Viel Spaß beim Hören und beim Ausprobieren!

 

ÜBERBLICK: In dieser Folge erfährst du …

  • Wie du trotz Aufnahmesituation spontan und locker sprechen kannst
  • Was du tun kannst, wenn dir der Kontakt zum direkten Publikum fehlt
  • Für wen Facebook Live DIE Lösung ist
  • Wieso Begeisterung allein noch keine Garantie für spannendes Sprechen ist
  • Warum du dich als introvertierter Sprecher besonders einstimmen solltest

 

 

SHOWNOTES: Die Links zur Folge …

  • Gordon Schönwälders aktuelle Kurse hier. Sein Kurs „Werde zum Podcast-Helden“ startet nur ab und an. Den leg ich dir aber besonders an Herz, wenn du podcasten willst.

 

BLOGARTIKEL: Für Leseliebhaber …

 

Achtung Aufnahme! Wie du deine Natürlichkeit beim Sprechen am Mikrofon behälst

 

Sprechen ohne Publikum

Feedback und Lob zu bekommen, tut der Podcasterseele enorm gut. Denn nach „Wochen hinterm Mikrofon“ ist es eine willkommene Abwechslung.

Ein herzliches Dankeschön daher an alle, die mir Feedback zu den ersten 4 Episoden haben zukommen lassen.

Podcasten ist zunächst mal eine einsame Tätigkeit – und auch andere Online-Tägigkeiten wie Videos oder Audios Aufnehmen zählen dazu. Natürlich tun wir das freiwillig, weil es uns liegt.

Doch einen Haken hat die Sache für manche von uns: Es gibt kein direktes Publikum.

Menschen, die es gewohnt sind, mit anderen Menschen zu agieren, vermissen dann teilweise den Kontakt. Und dies wird in den Aufnahmen hörbar.

Die Worte flutschen nicht so. Die Situation und die Art zu Sprechen wirken künstlich.

Was also lässt sich tun? Erfahre es in dieser Folge. Lerne, wie du deine Natürlichkeit beim Sprechen am Mikrofon bei Aufnahmen behälst.

 


 

Die Idee für diese Folge ist sehr spontan aus einer Frage in einer Facebookgruppe entstanden.
Ich habe ja, um selbst meinen Podcast in die Welt zu bringen, bei Gordon Schönwälder den Kurs „Werde zum Podcasthelden“ gemacht. Den Kurs kann ich dir sehr empfehlen, wenn du auch podcasten möchtest (Infos zu Gordons Kursen hier).

In der dazu gehörigen Facebookgruppe schrieb eine Teilnehmerin in etwa: „Ich brauche Euren Tipp. Ich habe schon vor vielen Leute Vorträge gehalten und präsentiert, aber sobald ich allein und im stillen Kämmerlein sitze, da verfalle ich in eine „Grabesstimme“. Was kann ich tun?“

Kennst du das? Ohne Publikum zu sprechen, also asynchron bzw. zeitversetzt, verändert dein Sprechen? Es fühlt sich fremd und nicht wie du an? Dann lies hier weiter!

 

Zu viel Spannung beim Aufnehmen

Ich selbst kenne noch eine zweite Nuance der gleichen Situationen: Wir alle haben ein Bild im Kopf von Aufnahmesituationen. Wir „wissen“ wie eine „professionelle Aufnahme“ gehen soll. Durch Filme oder Nachrichten haben wir Bilder in unseren Köpfen davon.

Ich selbst habe als Studentin beim Radio gejobbt. Wenn gerade Musik lief, dann war der Moderator locker relaxed, doch 10 Sekunden vor seinem Einsatz ging ein rotes Licht an, die Spannung stieg und sie war in seinem Verhalten und Sprechen hör- und sichtbar.

Schau mal in Nachrichtenformate rein, wo man den Mensch kurz vor oder kurz nach der eigentlichen Sendung sieht. Beobachte, wie sich die Spannung im Körper verändert.

Bei uns ist es auch so. Die Spannung steigt mit der Aufnahmesituation. Anders als bei einem geübten Sprecher aber, finden wir dann nicht immer das ideale Maß an Spannung. Und zuviel Spannung bedeutet meist einen Verlust des Ausdrucks. Dein persönlicher Ausdruck kann dann einfach nicht mehr hindurch schwingen. (Erinnerst du dich an die Bedeutung von Personare? Wenn nicht, dann lies gern hier noch mal nach.!)

Hier kommen meine Tipps, wie das in Zukunft nicht mehr sein muss.

 

Tipps für Leute, denen das Publikum fehlt

Wenn du beziehungs- oder menschenorientiert bist, dann wirst du wahrscheinlich den persönlichen Kontakt lieben. Das hat nichts damit zu tun, ob du introvertiert oder extrovertiert bist. Auch Introvertierte lieben den Kontakt, nur einfach in anderer Dosis und Menge.

Was mein ich mit beziehungsorientiert? Wenn du im Dialog mit Anderen sein kannst, dann fließen die Worte natürlich aus dir raus. Dann bist du in deinem Element.
Aber sobald dir dieser Kontakt fehlt, dann sprichst du eben nicht locker und spontan, sondern es klingt „gewillt“, „fest“ oder eben nach „Grabesstimme“.

Daher mein wichtigster Tipp: Wenn du Publikum brauchst, dann hol dir welches! Das kann in echt sein oder mental.

 

1. Produziere deine Audios mit Facebook-Live:

Anstatt allein im stillen Kämmerlein deine Aufnahmen zu machen, geh in den virtuellen Dialog. Kündige einen Termin an, bereite dich vor und dann nutze dein Netzwerk. Sprich im Dialog mit deinem Zuschauer, geh auf Fragen ein, stelle selber welche.

 

2. Lade dir ein Publikum ein:

Hol dir Freunde, Bekannte, deinen Partner oder Nachbarn in deine Wohnung bzw. zum Ort der Aufnahme hinzu und sprich für sie, während du aufnimmst. Ich hatte mal eine Klientin, die Hörbücher einsprach, und allein der Fakt, dass ich mit ihm Raum saß und sie mich anschauen konnte, half ihr ihren vollen Ausdruck rüber zubringen.

Manche lösen diesen Aufwand damit, einfach den Lieblingsteddy hinzusetzen.

 

3. Stell dir deine Zuhörerschaft mental vor:

Sprich gedanklich für deinen Wunschkunden. Im Idealfall hast du einen ganz konkreten Kundenavatar vor deinem inneren Auge. Wenn nicht fange an, dir eine Persona zu skizzieren und sprich nur für diese. Du wirst merken, wie viel leichter dir die passenden Worte und Beispiele über die Lippen kommen.

Anderen hilft die Vorstellung vor 1000 Leuten zu sprechen. Ich finde diesen Gedanken zwar eher beunruhigend 😉 aber vielleicht bringt es dich ja in genau die richtige Ansprechhaltung?

 

4. Sprich für deine Beta-Hörer:

Ein wichtiger Tipp Gordons, den ich so bestätigen kann. Hol dir früh schon Hörer ins Boot. Sprich einzelne, dir wohlgesonnene Personen an, ob sie Probehörer (sogenannte Beta-Hörer) werden wollen. Dann nämlich weißt du, für wen konkret du da so sprichst. Und dann starte die Aufnahme und sprich für sie.

 

5. Frag dich: Passt es?

Wenn es dir extrem schwer fehlt, ohne Publikum zu sprechen, dann stellt sich natürlich die Frage, ob die Medien Audio/ Podcast/ Video die Richtigen sind. Es handelt sich bei allen um asynchrone Kommunikationsmedien. Das heißt, die Kommunikation zwischen dir und deinen Hörern findet zeitlich und räumlich versetzt statt. Vielleicht passen synchrone Medien, also die, wo du zeitgleich mit deinen Hörer in einem Raum bist (auch virtuell) besser. Zum Beispiel Webinare, Vorträge oder Workshops. Teste das.

 

6. Hol dir Gesprächspartner ins Boot:

Ich habe einen Kollegen, dessen Arbeit ich sehr schätze. Er hat vor kurzem einen Podcast gestartet. Mit großem Interesse an seinen Themen habe ich reingehört.

Es hat mich große Anstrengung gekostet auch zu Ende zu hören und ich kann verstehen, wenn Leute die Episoden wieder ausschalten.

Nun aber hat er mit Interviews begonnen und so bekam er von mir nochmal eine Hörchance. Und siehe da. Was ich vermutet hatte, hat sich bestätigt. Das Dialogische des Gesprächs hat viel mehr Lebendigkeit in sein Sprechen gebracht und damit ist es angenehm geworden zu zu hören.

Eine Möglichkeit heißt also auch, gemeinsam aufzunehmen. Entweder durch Interviewpartner oder durch Co-Moderatoren. Probier aus, was dir hilft.

 

So jetzt zu mir: Wie hab ich das denn gelöst? Denn ich habe schon auch sehr stark das Bedürfnis nach Dialog mit dem Publikum.

Wie ich das gemacht habe: Ich habe zunächst keinen Podcast erstellt sondern lediglich Audios für die Teilnehmer meiner Live-Workshops. So wusste ich dankbarerweise genau, für welche Menschen ich da spreche.

Für diesen Podcast hab ich das dann ähnlich gemacht. Ich habe mir Beta-Hörer gesucht und nur für die gesprochen.

So. Das sind meine 6 Lösungen, was du tun kannst, wenn dir das Publikum fehlt. Ergänze das gern mit deinen Tipps in den Kommentaren unten.

 

Was du tun kannst, wenn der Aufnahme-Button dich in zu viel Spannung versetzt

Oft hört man den Tipp: Sprich über ein Thema, was dich begeistert und dann überträgt sich das von allein.
Das sehe ich so nicht. Das ist ein Trugschluss. Wenn unser Sprechen steif und verspannt klingt, dann überträgt sich die Begeisterung nicht.

Stell dir vor, du hast eine Gitarre. Du spielst begeistert ein Lied und plötzlich fast dir jemand an die Saiten und hält sie fest. Da kann nichts mehr schwingen und die Begeisterung des Liedes erstickt.

Wenn wir sprechen, ist da niemand von außen, der die Saiten festhält. Wir sind es selbst.
Durch die innere Anspannung sind unsere Muskeln nicht frei – und was da in uns an Begeisterung drinnen ist, kann eben nicht schwingen. Es geht also darum, dass dein Körper und dein Geist locker genug sind, dass die Begeisterung hörbar wird.

Was also kannst du tun?

 

1. Stimm dich ein:

Ein Sportler wärmt sich vor dem Wettkampf auf. Ein Sänger singt sich ein. Und du? Wenn du als Sprecher unterwegs bist, solltest du dich einstimmen. Beim Sprechen bewegen sich unsere Stimmlippen, Stimmbänder, im Schnitt 110 mal bei Männern und 220 mal bei Frauen PRO SEKUNDE! Das ist muskuläre Arbeit. Mach dich also warm.

Gerade auch für Introvertierte ist es wichtig, denn so ein Einstimmen oder Warm sprechen bringt einen in den „Ich trage etwas nach außen“-Modus.

Heute hier nur ein einziger Tipp, denn dieses Thema verdient eine ganz eigene Folge.

Meine Empfehlung, wenn es schnell gehen soll: Leg Lieblingsmusik ein, tanze dazu und singe mit.

Das Prinzip, was dabei wirkt: Überschüssige Spannungen im Körper und auf mentaler Ebene („Hilfe, ich nehme auf.“) werden dabei abgebaut.

 

2. Achte auf deine Haltung:

Es gibt eine ideale Haltung, mit der Sprechen muskulär am einfachsten geht. Das ist aber eher ein ganzes Spektrum an möglichen Haltungen, nicht DIE eine Haltung sondern eine Tendenz. Wie ist sie?

Sitz oder steh aufrecht aber locker. Lass deine innere Muskulatur arbeiten (sie hält dich aufrecht) und lass die Äußere entspannt sein (Die brauchst du für einzelne Bewegungen. Wenn du kein Bewegung machst, muss sie auch nicht arbeiten.).

Das Prinzip dabei: Finde die ideale Balance zwischen Spannung und Entspannung.

 

3. Sprich im Stehen:

Auch hierbei wirkt das Prinzip: Die ideale Balance zwischen Spannung und Entspannung zu finden.

Im Stehen kann man leichter Bewegungen zulassen. Bei deinen Vorträgen stehst du sicher auch. Und du stehst nicht nur, sondern bewegst dich dabei (leicht). Und genau das ist die Lösung.

Stimme und damit Sprechen ist zunächst nichts anderes als das Ergebnis aus dem Zusammenspiel vieler Muskeln und Faszien im Körper. Wenn du aus irgendeinem Grund in einem starren unnatürlichen Tonus verharrst (weil wir da z.B. etwas angespannt vor dem Mikro sitzen), dann hört sich das eben auch in der Stimme.

An meiner idealen Lösung bastel ich auch noch – aber es wird auf jeden Fall auf ein Stehpult o.ä.
hinauslaufen.

Bis dahin kannst du die Bewegung in den Körper bringen, indem du dich z.B. auf einen großen Pezziball statt einen Stuhl setzt.

 

4. Sprich zu Stichworten:

Stichworte halten deinen Geist wach. Das ist das Prinzip dieser Lösung. Mit Stichworten musst du immer wieder neu mitdenken, was du sagen willst.

Beim ausformulierten Manuskript mit fertigen Sätzen dagegen kommt man zu leicht in den Vorlese-Modus. Es gibt natürlich auch Menschen, die können spannend vorlesen. Doch dafür muss man in der Regel schon ein geübter Sprecher sein.

Stichworte machen, dass du beim Sprechen Denken musst 🙂 und das macht es sprachlich vielleicht nicht perfekt aber definitiv lebendig.

 

5. Bring bewusst Begeisterung in deine Stimme:

Diese Lösung fällt ein bisschen von den Anderen ab. Denn wenn du bewusst etwas machst, dann ist es ja nicht mehr natürlich. Oder? Wenn du dir darüber unschlüssig bist, hör noch mal in Folge 001 rein.

Manchmal sind wir angespannt. Und aufgrund der Situation kriegen wir es auch nicht abgeschüttelt, auch nicht per Tanzen. Na und? Dann geh den bewussten Weg übers Sprechen und variiere dein Stimmmuster. Sorg dort für Natürlichkeit und Lebendigkeit, auch wenn du dies gerade nicht so fühlen kannst.

Du wirst merken, dass das Ändern deines Sprechverhaltens auch Einfluss auf dein Fühlen haben wird.

Was kannst du tun?

  • Variiere die Lautstärke.
  • Variiere die Tonhöhe (in unserem Kulturkreisen eher nur für Frauen günstig).
  • Variiere das Tempo.
  • Variiere die Pausensetzung.

 

Diese Wechsel erzeugen viele und ständige Akzente. Akzente sind wie kleine Minireize im Gehirn – ständige Wachmacher also. Das Gegenteil von Grabesstimme. Manchen gelingt das automatisch, andere müssen das üben, was etwas Zeit braucht. (Mit den Tipps 2 und 3 übrigens kann man sich überlisten und nutzt diese Muster ganz automatisch.) Mehr dazu in diesem Blogartikel und in dieser Folge.

Das Prinzip, was dabei wirkt: durch das Ändern der eigenen Sprechweise versetzt du dich in eine andere Stimmung .

 

6. Üben, üben, üben:

Hier gilt das Prinzip: Schaffe Normalität. Üb die Situation so lange, bis du ein angenehmes Maß an Spannung für dich gefunden hast.

Auch das sind garantiert nicht alle Lösungen, die es gibt. Ergänz doch bitte deine Ideen in den Kommentaren!

 


 

Für meinen „zeig dich und sprich“-Tipp hab ich ein bisschen überlegt heute: Welchen von den 12 genannten Punkten finde ich denn jetzt am wichtigsten? Ich habe etwas ganz anderes gefunden.

Mein zeig dich & sprich-Tipp:

Nimm es nicht so ernst. Nimm es leicht.

Was auch immer du an asynchronen Medien wählst, es ist nur eine Aufnahme. Was kann passieren? Sprich also in das Mikro und zeig dich damit.
Mehr nicht.
Bis zum nächsten Mal herzliche Grüße
Steffi

2 Kommentare

  • Hallo,
    toll das es so eine "Steffi"- "Motivation" gibt. Ich bin ein alter Hase und kenne noch die letzten Züge der Tonbandkassetten-Kommunikation ... die Phonopost per Brief. Für Kita, Hort, Grundschule und Bildungseinrichtungen starte ich 2017 meine Audio-Performance eine Mischung aus Soundscape, Musik, Geräusche, Radio und Podcast. Erfreulich das Audio wieder kommt und die Bilderfluten inkl. Video nicht mehr dominieren. Liebe Grüße von Emden nach München. Im Herzen der Stadt. Habe einige Jahre in Thalkirchen gewohnt.
    Schöne Weihnachtstage und einen guten Start ins Neue Jahr.
  • Hallo Hans, schön, dass ein alter Hase auch sprechend in die Welt hinausgeht. Ich bin gespannt auf dein Projekt. Alles Gute nach Emden, Steffi

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