ZDUS002: Warum es keine Frage des Talents ist, ob du ein toller Sprecher wirst

ZDUS002: Warum es keine Frage des Talents ist, ob du ein toller Sprecher wirst

 

Man hat halt Talent zum Redner – oder man hat es nicht.

Dieser Mythos herrscht oft in unsren Köpfen vor.

Aber viel mehr als das Talent entscheidet dein Selbstbild darüber, ob du gut in etwas bist bzw. wirst.

Ich wünsche mir, dass sich mehr Menschen zutrauen, ein toller Redner zu sein. Und ich glaube daran, dass es für jeden möglich ist.

Daher erforschst du mit mir in dieser Folge das Thema Selbstbild und wie es uns beeinflusst.

ÜBERBLICK: In dieser Folge erfährst du …

 

  • Dass es keine Frage des Talents ist, ob jemand überzeugend, charismatisch und mitreißend sprechen kann.
  • Was ein dynamisches und ein statisches Selbstbild ist.
  • Was du selbst von dir als Sprecher denkst.
  • Warum spielerisches Üben dich weit bringen wird.

 

SHOWNOTES: Die Links zur Folge …

 

  • TED-Talk von Carol Dweck über den Glauben an die eigene Lernfähigkeit

 

BLOGARTIKEL: Für Leseliebhaber …

 

Jeder kann reden lernen. Davon bin ich zutiefst überzeugt. Doch bisher habe ich es nicht begründet. Die Begründung, warum ich das glaube, findest du heute hier.

 

Was bedeutet Selbstbild?

Selbstbild meint das Konzept, was du von dir selbst hast.

Fragen wie: was denkst du über dich? Was denkst du über dich als Sprechender? geben meist schon erste Antworten.

Es gibt aber noch einen unbewussten Teil vom Selbstbild. Dieser ist entscheidend, denn er beeinflusst deine Performance. Er beeinflusst dein Auftreten. Und – was noch viel wichtiger ist – er beeinflusst wie du mit Rückschlägen umgehen wirst.

Wie schnell gibst du auf?

In meiner Arbeit gibt es einen Vorabfragebogen und darin lese ich immer wieder eine Sache: Ich bin kein guter Sprecher. Ich bin keiner Rednertyp. Ich bin nicht so der Rednertyp. Das steht da ganz oft.

Mal ganz abgesehen davon, dass wir eine gewisse charakterliche Präferenz haben, die uns möglicherweise mehr zum Vielsprechen oder mehr zum Zuhören tendieren lässt, zeigt es mir ein Denkmuster in Kategorien.

Es ist als gäbe es zwei Schubladen.

Schublade 1 = Rednertyp

Schublade 2 = kein Rednertyp

Und in diese beiden Schubladen ordnen wir alle ein. Die Anderen. Aber eben auch uns selbst!

Ganz oft wird in diesem Zusammenhang auch von Talent gesprochen. Ich habe dafür Talent oder ich habe keines.

Das ist gefährlich, denn auch dieses Talentdenken teilt in Schubladen ein. Das Gefährliche ist, dass es uns einschränkt.

Die Einteilung in Talent haben oder nicht schränkt uns ein.

Ich möchte mit dem Mythos des Talents etwas brechen und dir zeigen, dass du ein überzeugender und charismatischer Sprecher werden kannst, EGAL, mit welchem Talent du ankommst in dieser Welt.

Dafür gebe ich dir zwei Beispiele von Unternehmerinnen. Beide sind mir bekannt, hier aber habe sie überspitzt und die Namen geändert.

 

Beispiel 1: KATHRIN

Die erste Unternehmerin ist Kathrin. Kathrin ist als personal Trainer für Ernährung und Fitness unterwegs. Kathrin ist eine sehr aufgeschlossene Frau. Sie ist nicht auf den Mund gefallen.

Sie hat genug Kunden, aber sie möchte andere, höhere Preise und dafür hat sie eine Positionierung ausgearbeitet auf deren Marketingplan: sich als Speakerin positionieren.

In diesem Rahmen habe ich sie erlebt. Sie war Vortragende eines spannend klingenden Vortrags. Doch da war von dieser Lebendigkeit wenig zu spüren. Sie hat ewig geredet über Dinge, die für uns als Publikum nicht relevant waren, ist nicht zum eigentlichen Thema gekommen und hat das Publikum immer mehr und mehr verloren.

Im Anschluss an den Vortrag gab es eine lockere Netzwerkrunde. Da kamen einige Bekannte auf Kathrin zu und boten ihr Feedback an. Doch sie lehnte ab. Ihre eigene Schlussfolgerung aufgrund dieser Erfahrung war übrigens: Na, das mit dem Vorträge halten ist nicht so meins, das lass ich wieder. Ich beschränke mich wieder auf das, was ich kann,  aufs 1:1 Networking.

 

Beispiel 2: MARTINA

Martina arbeitet als Coach und Unternehmensberaterin und ist vom Wesen her eher eine zurückhaltende, introvertierte Person. Ihr Ziel ist es offline mehr Vorträge und online Webinare zu halten.

Wie präsentiere ich online und offline so, dass meine Ideen rüberkommen und die Zuhörer begeistert sind? war die Frage, mit der sie zu mir kam.

In der Zusammenarbeit mit ihr zeigten sich viele Strategien und Verhaltensweisen, die fürs Präsentieren nicht so optimal sind: mit leiser monotoner Stimme sprechen, ablesen der Notizen usw.

Es zeigte sich aber auch, dass sie eine innere Stärke hatte, die unschlagbar ist: Der Glaube, dass sie es lernen kann! Ich hab sie nicht einmal jammern gehört. Sie hat immer wieder Kritik eingefordert und diese dann umgesetzt! Da war unglaublich viel Disziplin dahinter.

Und das Ergebnis war: nach einem halben Jahr ist sie mit Leichtigkeit und Freude online und offline unterwegs gewesen, bis heute.

 

Das Selbstbild-Konzept nach Carol Dweck

Was ich dir hier dargestellt habe, ist die Idee vom Selbstbild-Konzept und wie es unser Verhalten beeinflusst. Und damit letztlich unsere Performance.

Man könnte jetzt sagen: Ok, alles klar. Die eine hat durchgehalten, die andere nicht. Sie hat wohl vergessen, dass Business ein Marathon statt ein Sprint ist. Sie hat einfach nur gewählt, was leicht geht.  

Aber ich meine: es steckt mehr dahinter. Welches Selbstbild hast du? Ein dynamisches oder ein statisches?

Die Idee vom dynamischen und statischen Selbstbild geht auf die Psychologin Carol Dweck zurück. Sie lehrt an der Stanford University und forscht dort viel im Bereich Motivations-/ Entwicklungspsychologie u.a. zum Thema Mindset. Vor einigen Jahren hat sie ein Buch geschrieben „Selbstbild – Wie unser Denken Erfolge und Niederlagen bewirkt“ (Link s.o.) und beschreibt darin 2 Muster:

 

Das statische Selbstbild …

… zeichnet sich dadurch aus, dass Eigenschaften, Talente, Fähigkeiten im Mittelpunkt des Selbstbilds stehen.

Menschen mit einem statischen Selbstbild glauben daran, jeder komme mit bestimmten Fähigkeiten zur Welt, die unveränderlich seien. Daher stecken sie alle Menschen in Schubladen: gut und böse, schnell und langsam, begabt und unbegabt.

Selbst will man ja immer in der besseren Schublade sitzen und so ist ein Mensch mit solch einem Selbstbild ständig bemüht, sich und anderen zu beweisen, dass sie etwas wert sind.

Um nicht schlecht dazustehen oder einen Gesichtsverlust zu erleiden, vermeiden sie auch schwierige Situationen.

In unserem Beispiel ist Kathrin die Repräsentantin.

 

Das dynamische Selbstbild …

Menschen mit einem dynamischen Selbstbild glauben daran, dass alles, also auch die eigene Intelligenz, jede Fähigkeit und Eigenschaft veränderbar ist.

Es geht nicht darum, was ich bin, sondern was ich tue.

Sie glauben daran, dass Wachstum möglich ist. Fehler gehören zum Leben und sind nichts anderes als neue Herausforderungen.

Menschen mit dynamische Selbstbild stellen sich den Herausforderungen statt sie zu vermeiden. Sie arbeiten oft hart an sich und stellen das Üben in den Mittelpunkt. Sie lernen bereitwillig von Anderen und fordern sie auf, sie zu kritisieren. Kritik ist nichts anderes als eine weitere Möglichkeit, sich weiter zu verbessern.

In unserem Beispiel ist Martina eine solche Vertreterin.

Wer mir in diesem Zusammenhang auch in den Sinn gekommen ist, ist der Erfinder vom Staubsauger ohne Beutel: James Dyson. Der hat, so heißt es, 5217 (!) Versuche gemacht, bis seine Erfindung wirklich funktioniert hat. Das heißt 5216 mal hat es nicht geklappt! Das finde ich bewundernswert. Ich weiß nicht, ob ich diesen langen Atem gehabt hätte.  (Annika vom Marketingcafe beschreibt es etwas genauer.)

Was ich dir mit all dem zeigen will:

Man muss einfach oft genug tun, worin man gut sein will!

 

Nun könnte man einwenden: Das Selbstbild-Konzept ist ja selbst auch statisch. Hier ein paar Erläuterungen, dass dem nicht so ist:

1. Das Selbstbild ist immer kontextabhängig. Ich kann im Bereich öffentliches Sprechen ein statisches Selbstbild haben und im Bereich Schriftsprache/ Bloggen/ Online Marketing ein dynamisches. Oder umgekehrt. Oder in beiden ein dynamisches und dafür in Liebesfragen ein statisches. Oder umgekehrt. Wir haben also nicht nur ein statisches oder eine dynamisches Selbstbild, sondern je ein Selbstbild abhängig vom Kontext.

2. Das Selbstbild ist veränderbar. Unser Selbstbild ist ein Glaubenssystem, dass wir verinnerlicht haben. Egal, woher es kommt. Du kannst es auf jeden Fall ändern. Laut Carol Dweck ist die Erkenntnis „Oh, ich habe da gerade ein statisches Selbstbild“ schon die Lösung.

Ich glaube, dass kann für einige Leute funktionieren. Andere brauchen noch ein bisschen mehr, damit es sich löst.

Selbstbild ist auf jeden Fall kein Schicksal. Hier steckt also auch der dynamische Gedanke drinnen.

 

Nature vs. Nurture

Um das Konzept noch besser einzuordnen, hier ein Gedanke. Es gibt in der Wissenschaft zwei große Lager, die miteinander diskutieren, ob bestimmte Dinge erlernt sind oder in der Natur des Menschen liegen z.B. Rassimus, Homosexualität, Unterschiede im Verhalten von Frauen und Männern usw.

Die einen sagen, es liegt in der Natur eines Menschen, ist biologisch vorgegeben, ist Veranlagung. Da ist auch die Idee des Talents einzuordnen. (NATURE)

Andere sagen, es liegt an der Übung, ist anerzogen, ist kulturell erlernt. Die Umwelt hat uns in unserem Denken bzw. Handeln geprägt. (Nurture)

Nature or Nurture – das ist die Diskussion. 

In diese Idee muss man dieses Selbstbildkonzept einordnen.

In Bezug auf öffentliches Sprechen geht es mir übrigens um ein SOWOHL als AUCH.

Wir haben eine bestimmten Charakter, wir bringen ein gewisses Talent mit – das wäre die Seite der Natur (nature).

Auf der anderen Seite machen wir was draus, je nachdem wie oft üben usw.

Aber Talent allein ohne Übung bringt eben nichts.

 

Ein paar Beispiele:

Die Natur kann dir einen wunderschönen Stimmklang mitgegeben haben.

Wenn du ihn nicht trainierst, dann kann es trotz deines natürlichen schönen Klanges sein, dass die Stimme auf der Bühne zittert.

Talent ohne Übung bringt nichts, meine ich.

Wenn du weniger Talent mitbringst aber übst, dann ist das sicherlich der härtere Weg. Es ist aber einer, der dich weit bringen kann.

Ein Beispiel dafür ist der Schauspieler Gerard Depardieu – ganz unabhängig davon, was du von ihm und seinem Verhalten hälst, seine Biografie ist spannend.

Er hatte als junger Mann einen Sprach- bzw. Sprechfehler. Zugleich hatte er die Lust, Schauspiel zu lernen. Und er hat es geschafft!

Dank der Begegnung mit Alfred Tomatis, einem HNO Arzt/ Sprachtherapeuten, und seinem eigenen Durchhaltewillen und Üben hat er zu einem der bekanntesten französischen Schauspielern entwickelt.

Andererseits das Beispiel meiner Klientin Martina, die keine so große Begabung hatte und das öffentliche Sprechen heutzutage doch auf eine charmante Art und Weise umsetzt, die Außenstehende nicht für möglich gehalten hätten.

 

Fazit

Es ist keine Frage des Talents, ob du brilliant in etwas bist oder nicht.

Es hat sehr viel mehr mit deinen TUN zu tun, und damit du ins Handeln kommst, mit deiner Einstellung bzw. deinem Selbstbildkonzeptes.

 

Mein zeig dich & sprich-Tipp:

Be playful! Sei spielerisch! Sei verspielt in deinem Tun und Lernen! Auch beim Sprechen!

Wenn du Kinder im Spiel beobachtest, dann gibt es (bis zu einem gewissen Alter) kein Falsch beim Spielen, sondern wenn etwas nicht funktioniert, dann wird das Spiel variiert. Da steckt ganz viel Neugierde und Entdeckerlust drinnen und genau das brauchen wir beim Sprechen.

 

Sei also spielerisch, be playful und natürlich zeig dich und sprich!

Deine Steffi

2 Kommentare

  • Ganz, ganz toller Podcast, liebe Steffi!
    Macht total Spaß dir zuzuhören! Mein Sprechtraining bei dir ist quasi gebucht ;-)

    Herzliche Grüße,
    Carolin
  • Liebe Carolin, das erfreut mich sehr, dies von dir zu lesen! Auf ganz Bald!

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