026: Sind Sprechtrainings für die Katz?

026: Sind Sprechtrainings für die Katz?

„Sprechtrainings sind überflüssig, teuer und bringen nichts.“

Diese Meinung schickte mir ein Hörer und brachte mich zum Nachdenken.

Nicht, dass ich Sprechtrainings jetzt verteufle. Das ist mein täglich Brot. Aber die Frage dahinter ist ja: Wann bringen Sprechtrainings wirklich was? Welche Voraussetzungen müssen dafür gegeben sein? Und was können Teilnehmer und Anbieter je dazu beitragen?

Ich hab mir dazu Gedanken gemacht und die Antworten gibt es hier.


In dieser Folge erfährst du …

… warum Rhetoriktrainings, Sprechtrainings und andere Weiterbildungen nichts bringen

… welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit sie doch etwas bringen

… welche 4 Schritte im Lernprozess gegeben sein müssen, damit Sprechen lernen funktioniert

 

Die Shownotes zur Folge:

Der besagte Artikel, der Rhetoriktrainings schlecht macht

Dave Meiers Buch über Aktivierendes Lernen. Sehr inspirierend für alle, die lehren. Auch wenn es schon etwas älter ist.

 

 

Warum Sprechtrainings erst mal verunsichern können und wie du darüber hinweg kommst

Darüber habe ich in diesem Facebook Live Video gesprochen. Ich stell dir die Stufen der Kompetenzentwicklung in Bezug auf Sprechtrainings vor und erkläre, warum es auch mal normal ist, nein sogar GUT ist, auch mal verunsichert zu sein! Schau gerne rein!

Für Leseliebhaber: Die ganze Folge zum Lesen

 

Hallo und willkommen zu dieser Folge von „Zeig dich und sprich!“ Schön, dass du dabei bist.

Ich habe dieses Thema aufgegriffen, die Frage danach, ob ein Sprechtraining sinnvoll ist oder nicht, weil ich eine E-Mail bekommen habe.

Ein Hörer hat mich aufmerksam auf eine Sache gemacht.

Er schrieb: „Ich habe da letztens einen Blogartikel gelesen, wo Rhetorik-Trainings und ihr Sinn wirklich zerrissen wurden. Was denkst du dazu?“

Dann habe ich mir eben diesen Artikel angeschaut und der heißt sowas wie „Rhetorik-Trainings sind für die Katz“. Ich verlinke ihn dir, wenn dich das interessiert, was da geschrieben ist. Es ist sozusagen eine Meinung, die da von jemanden dargestellt wird und dank dir Peter, danke für deine E-Mail, habe ich dieses Thema jetzt mal aufgegriffen und für mich geklärt, ob es denn so ist. Wenn du dir denkst, dass ich natürlich aus meinem Fachgebiet komme und diese Folge mache, dann wirst du dir wahrscheinlich auch schon denken, dass ich das mal wieder nicht so in Schwarz-Weiß sehen kann.

Vielmehr frage ich mich: welche Voraussetzung muss gegeben sein, damit ein Kurs etwas bringt? Und welche Gründe es dafür geben kann, dass er nichts bringt?

Vielleicht ist das auch für dich interessant, wenn du überlegst, ob du mal ein Sprechtraining wählen magst, was du für Voraussetzungen mitbringen muss, damit es gut läuft.

Ich selber, ich will natürlich auch nochmal für mich schauen, was kann ich denn meinerseits tun, damit du als mein Kunde, damit meine Kunden einfach wirklich Erfolg haben in dem, was sie sich da vornehmen. Darum geht das Ganze heute hier.

Du kannst dir vorstellen, das ist natürlich ein kleines bisschen ein heikles Thema, weil ich mich da eben selber auch ein Stück weit hinterfragen darf, vielleicht kritisch hinterfragen – mit einer wohlwollenden Seite.

Ich finde es auf jeden Fall spannend und deswegen gibt’s diese Folge.

 

Wie sieht die Realität von Sprechtrainings oft aus?

Stellen wir uns mal ein paar Situationen vor.

Situation 1: Der Rhetorik-Workshop

Du hast eben einen Rhetorik-Workshop gekauft, du hast ihn hinter dich gebracht, vielleicht wurde er dir auch geschenkt, keine Ahnung, dein Chef hat dich geschickt, wie auch immer.

Und du sagst dir selbst, Mensch, der war wirklich nett, wir haben viel gelacht, das steht außer Frage, wir hatten Spaß, aber als du dann zurück bist in deiner Arbeitssituation, in deinem Berufsalltag, da ist irgendwie alles noch wie vorher.

Vielleicht kennst du diese Situation.

 

Situation 2: Online-Kurs Sprechtraining

Die 2. Situation ist die: du hast einen Online-Workshop hinter dir, du weißt jetzt ganz viel über das Thema, du hast unendlich viele Videos gesehen, du hast sogar auch eine tolle Community erlebt, tolle Menschen kennengelernt.

Aber auch da, wenn du ehrlich bist, bist du noch nicht so richtig weit mit dir selber. Also wenn es drauf ankommt, in deinen Videos, bei deiner Präsentation, bringst du noch nicht alles so rüber wie du willst.

 

Situation 3: Sprechtraining in Einzelarbeit

Die 3. Situation, die du vielleicht auch kennen kannst, ist, dass du eben schon mal mit jemanden in der Einzelarbeit gearbeitet hast, am Sprechen, an der Stimme.

Das ist dir auch in den Übungen richtig gut gelungen. Du hast gedacht: “ wow, was war das für eine tolle Stimme?“, z.B.

Wenn es darum geht das in dein freies Sprechen zu übertragen, vielleicht sogar, wenn du aufgeregt bist, wenn der Chef gegenübersteht, wenn wichtige Kundengespräche anstehen, dann zittert die Stimme immer noch, der Atem geht nicht so tief, wie du dir das vorgenommen hast und so weiter.

Kennst du das?

Es sind 3 Szenarios, die eine gemeinsame Frage aufwerfen, an die man als Weiterbildungsanbieter, also ich, an der ich nicht vorbeikomme.

Nämlich:

 

Wie gelingt eigentlich der Transfer?

Wie gelingt es, dass Menschen Sachen eben nicht nur KENNEN, sondern dass sie die ANWENDEN KÖNNEN, aber eben auch nicht nur in der Übung, sozusagen Trockenschwimmen, sondern tatsächlich, wenn ich sie ins Schwimmbecken reinwerfe 🙂 oder wenn sie selber freiwillig natürlich dann in dieses Schwimmbecken reinspringen.

Damit ist ein Stück weit die Frage gemeint, wie kann ich meine Teilnehmer denn unterstützen, dass sie die Dinge umsetzen?

Aber auch, wie kann jeder selbst, der an sowas teilnimmt, was kann er selber dafür tun, dass es eben nicht für die Katz sein muss so ein Sprechtraining?

Dahinter steht auch ein bisschen die philosophische Frage: Muss ich akzeptieren, dass ich nun mal so spreche wie ich spreche? Ist es Schicksal, könnte man vielleicht formulieren.

Gut. Das waren all die Fragen, die ich dir erstmal hier stellen wollte und für die ich jetzt selber Antworten suche.

Wie immer gilt, das ist eine Beschreibung meiner augenblicklichen Gedanken dazu. Das ist kein Richtig oder Falsch, was ich dir hier erzähle, sondern es sind einfach meine Gedanken, die ich mit dir zu diesem Thema hier teile und zu denen ich gerne mit dir ins Gespräch kommen.

Gerne als Kommentar unter dem Blogartikel zu diesem Podcast oder als Kommentar zu dem Live-Video, was es auch wieder geben wird. Also komm einfach mit mir in Kontakt und wir reden drüber. Danke!

 

Natürliches Lernen in unnatürlichen Lernsituationen am Beispiel von Sprechtrainings

Schauen wir uns mal ein bisschen die Einwände an und die Probleme, die dahinter stehen, wenn jemand sagt: „das bringt eh nichts.“

Nun, es ist tatsächlich so, dass so eine künstliche Lernsituation wie ein Seminar, ein Training, eine Einzelarbeit eben erstmal nicht ein totales Abbild der Realität ist. Die Gegner, die sagen eben immer, natürliches Lernen – eben so wie Kinder lernen, wenn sie laufen lernen, wenn sie sprechen lernen – das funktioniert letztlich anders, weil es durch Imitation geschieht, in dem Prozess, in dem sie selber sind.

Nun gibt es ein paar spannende Pädagogen, die sich überlegt haben, wie können wir denn dieses natürliche Lernen auch übertragen auf eine künstliche Lernsituation, die wir in Schulen sowie in der Weiterbildungsszene haben?

Ich bin da sehr beeinflusst von Dave Meier und von der Idee des Accelerated Learning.

Das habe ich am Anfang meiner Trainerlaufbahn kennengelernt bzw. aktiv lernen dürfen und das hat meine ganze Art der Didaktik beeinflusst.

Im Grunde sind da all die 4 Dinge drinnen, die ich meine, die es braucht, wenn es um die Frage geht, ob ein Sprechtraining etwas bringt oder nicht.

Das allererste, was die Leute im Accelerated Learning, also im aktivierenden Lernen sagen, was total wichtig ist, um einen Lernprozess anzuregen, ist die eigene Motivation.

 

Schritt 1: Hast du genug Motivation das Sprechtraining durchzuziehen?

Es ist egal, ob man jetzt diesen natürlichen Lernprozess in einer natürlichen Situation sieht oder auch in dieser Lernsituation, die für die Leute erstmal künstlich ist.

Wenn ein Kind Lust hat etwas vom Tisch zu nehmen und der ist aber ein paar Meter entfernt, dann entwickelt es das Motiv zu sagen, ich laufe los. Das wird nicht beim ersten Mal klappen, aber das Motiv ist da an der Tischdecke zu ziehen oder irgendwas vom Tisch zu holen. Das ist so stark, dass es dieses hundertmal Umfallen in Kauf nimmt.

Für uns heißt das, wenn wir ein Sprechtraining machen, wir müssen ein Motiv finden, warum wir das wollen, was so stark ist, was dieses hundertmal, wo die Stimme vielleicht wieder zittert, flattert, wo der Atem nicht tief genug geht, wo wir uns versprechen, wo wir vielleicht einen klein Mini-Blackout haben und nicht genau die Worte finden, die wir sagen wollen. Also wir brauchen ein Motiv, was viel stärker ist als all diese Situationen, die uns passieren werden.

Das ist schon mal der 1. Punkt.

Wenn Leute geschickt werden von irgendjemanden, mach das mal, wenn ein Chef sagt, meine Mitarbeiter brauchen das, dann werde ich schon hellhörig.

Einfach, weil ich weiß, ein ganz wichtiger Part davon, dass wir gemeinsam hier ein gutes Ergebnis haben, das ist oft dann nicht gegeben.

Leider ist auch meine Erfahrung, wenn Leute gratis Dinge bekommen, das wisst ihr selber oder das weißt du selber, wenn du die ganzen Freebies, die ganzen Gratis-Challenges mitmachst, es ist viel schwerer die Motivation aufrechtzuerhalten als wenn du für dich einen leicht schmerzhaft hohen Betrag, Geld für etwas bezahlst.

Auch das kann ein Motiv sein, dass Leute ins Handeln kommen.

Es kann ein anderer Schmelzpunkt sein, es muss nicht Geld sein, es kann sein, dass man nicht mehr ausgelacht werden will beim Sprechen, dass man endlich wirklich Dinge verkaufen will und so rüberkommen will, wie man ist und das eigene Potenzial nicht mehr im Schatten stehenbleibt, sondern es soll auf den Scheffel hoch.

Das sind alles Dinge und können alles Motive sein und da geht es wirklich nochmal für einen selber herauszufinden, warum will ich das jetzt? Was ist mein wichtiges Motiv? Bin ich bereit da ein Stückchen an Arbeit, an Zeit, an Geld, an Kraft reinzustecken? Das ist also der allererste Punkt.

Rhetorik-Trainings bringen manchmal auch nichts oder Sprechtrainings, wenn das Motiv nicht stimmt.

 

Schritt 2: Das eigene Repertoire durch Beobachten erweitern

Der 2. Punkt, der sehr wichtig ist und den die Leute Accelerated Learning nennen, es gibt unterschiedliche Begriffe dafür, aber das ist die Phase des Präsentierens oder des Abschauens.

Das heißt ein ganz wichtiger Aspekt dabei ist zu beobachten und zwar mit den Augen. Was machen die Leute tatsächlich? Aber auch mit den Ohren genau hinzuhören, was genau sagen die? Wie klingt das? Wie formulieren die das von der Wortwahl her?

Weil dieser analytische Teil, der ist sehr wichtig. Das kann auf einer ganz intuitiven Ebene geschehen, bei Kindern, wenn die sich das abgucken oder wir als Erwachsene, wir können da auch sehr analytisch rangehen.

Wie hoch benutzt der denn seine Stimme, wenn er einen Verkauf macht oder wie tief klingt sie an der Stelle oder oder oder? Da können wir auch so rangehen.

Jeder muss da für sich ein bisschen gucken, aber dieses Beobachten, das ist wirklich das Entscheidende finde ich.

Abgucken, Imitieren bei Kindern.

Da kriege ich ganz oft zu hören an dieser Stelle, wenn ich dieses Wort „imitieren“ benutze, dass Leute sagen: „naja ich bin ja dann nicht so authentisch“. Das finde ich immer eine sehr zweischneidige Aussage, weil was heißt „authentisch“?

Wenn authentisch für jemanden bedeutet, ich entwickle mich nicht weiter, dann finde ich das sehr traurig, weil gerade diese weiterentwickeln, dieses Dinge ausprobieren, dieses an sich drinnen, in sich und an sich arbeiten, das macht für mich die eigentliche Authentizität aus.

Dass wir es schaffen in verschiedenen Situationen uns weiterzuentwickeln, verschieden zu agieren.

Deswegen ist das für mich immer nicht so richtig das Kriterium, wo ich sage, nein, das lasse ich eigentlich nicht gelten.

Manchmal steckt auch die Annahme dahinter: „Naja wir sind halt irgendwie so geboren, wir sind halt so“.

Ich sehe das so nicht.

Je älter ich werde und jetzt bin ich schon ein paar Jahre älter geworden als ich mit der Arbeit begonnen habe, sehe ich, wie sich Menschen in meiner Umgebung verändern. Die Menschen, mit denen ich zu tun habe, sind nicht mehr die gleichen, die haben andere Vorlieben entwickelt, andere Geschmäcker, andere Musikvorlieben, andere Dinge, die ihnen wichtig sind.

Es gibt ein paar Grundkonstanten, natürlich, aber wir verändern uns und das finde ich das eigentlich Wichtige, diese Veränderung da zuzulassen und sich zu erlauben auch mal in diesem Veränderungsprozess Dinge auszuprobieren, die vielleicht ungewohnt sind für die eigentliche Persönlichkeit. Sozusagen die eigenen Grenzen ein Stück aufzusprengen, vor allem die Grenzen im Kopf.

Wenn ich bisher immer sehr monoton geredet habe, einfach mal zu testen, wie ist denn das, wenn ich jetzt mit sehr viel mehr Melodie spreche, mit sehr viel mehr Emotionalität. Auch wenn sich das erstmal total komisch für mich anfühlt.

Das sind so die Dinge. Aber da rede ich schon fast ein bisschen von der nächsten Phase, weil wir sind jetzt eigentlich noch im Beobachten, im Imitieren noch nicht ganz, sondern im Beobachten, im Präsentieren, Dinge wahrnehmen.

Dann nochmal das Zitat von dem HNO-Arzt und Sprechlehrer Alfred Tomatis, der sagte, „wir können nur das stimmlich bilden, was wir auch hören können“.

Das ist tatsächlich so. Nur das, was wir wahrnehmen können, beobachten können, können wir aktiv in unser Repertoire aufnehmen.

Darum geht es, das eigene Repertoire, die eigenen Möglichkeiten zu erweitern.

Ob wir sie dann nutzen oder nicht, ist dahingestellt, aber dass wir sie erstmal zur Auswahl haben, das ist das Entscheidende.

Bis dahin ist dieser Prozess erstmal nur, wenn du dir das auf einer Uhr vorstellst, ich mal vielleicht mal ein Bild, was ich mit in meine Shownotes reinstelle. Wenn du dir das auf einer Uhr vorstellst, dann kannst du dir vorstellen, du hast an dieser Stelle von 0 Uhr, also von Mitternacht, bis 3 Uhr die Phase der Motivation, dann hast du diese Präsentationsphase, dieses Abschauen und Beobachten von 3 bis 6 Uhr.

Jetzt sind wir in dieser 6 Uhr Schwelle und das ist der kritische Punkt, wenn es darum geht, etwas wirklich zu können.

Der 1. kritische Punkt, es gibt zwei finde ich. Nämlich, wenn wir so ein 1-Tages- oder ein 2-Tages-Workshop mit einem Rhetorik-Training zum Beispiel haben, dann geht’s bis dahin.

Wir haben ganz viel uns abgeguckt, wir haben vielleicht auch mal bis 7 Uhr noch was ausprobiert, aber wir sind nicht bis 12 Uhr den Weg gegangen.

Darauf kommt es an, dass wir jetzt weitergehen, dieses Wissen alleine, das weißt du aus der eigenen Erfahrung, das nützt eben nichts. Selbst wenn ich dir hundertmal sage, wenn du am Ende mit der Stimme nach unten gehst, dann wirkst du überzeugender.

Wenn du es nicht machst, nicht anwendest, nicht in der Situation abrufen kannst, dann nützt dir das nichts, auch wenn du es in der Theorie weißt und bei anderen wahrnehmen kannst.

Deswegen ist es total wichtig, dass wir über diese 6 Uhr Grenze drüber gehen und die nächste Phase angucken, die da in meiner Sprache heißt tatsächlich das Aktivieren oder auch Anwenden.

 

Schritt 3: Du musst üben!

Es geht darum, dass du in Übungssituationen, also zum Beispiel in einer Einzelarbeit oder in einem Workshop oder in einer Challenge, wo du ein Video drehst, dass du tatsächlich in dieser Situation, das was du ausprobieren magst, anwendest.

Da gilt für mich und das musste ich erst lernen, nicht zu viel auf einmal anzubieten. Sehr reduziert sein. Ein Element, eine Geschichte auf einmal ausprobieren.

Wenn das klappt, dann nimmst du erst das nächste Element dazu und so weiter.

Weil ich es ja gut meinte, habe meinen Kunden vor 10 Jahren 1.000 Sachen hingeknallt, jetzt mache ich vielleicht nur noch 10 Sachen. Auch da stelle ich immer mehr fest: „das ist vielleicht noch zu viel.“ Vielleicht lieber erstmal nur eine Sache herausgreifen.

Wenn du sagst, ich möchte daran arbeiten überzeugungsfähiger zu klingen, dann sind da ganz viele Dinge, die da reinspielen.

Das eine kann sein, das, was ich gerade schon genannt habe, dass du die Stimme am Ende nach unten führst. Dann übst du mal 1 Woche lang nur das. NUR DAS.

Du achtest nur darauf, du übst nur darauf, du hörst nur bei anderen darauf, diese eine Sache.

Erst in dem 2. Schritt nehmen wir vielleicht das Thema Pausen dazu.

Im 3. Schritt nehmen wir vielleicht dazu, wie du dastehst, welche Körperhaltung du dazu benutzt und so weiter.

Diese verschiedenen Elemente kommen schrittchenweise hinzu.

Das ist mir wichtig an dieser Phase, an dieser Stelle.

Auf unser imaginären Uhr geht sie von 6 bis 9 Uhr.

 

Schritt 4: Der Transfer des Gelernten in den Alltag

Um 9 Uhr ist nochmal ein kritischer Punkt. Wenn du etwas in einer Übungssituation gut abrufen kannst, heißt das eben nicht, dass es im Alltag klappt.

Du musst über diese 9 Uhr Grenze drüber. Doch wie? Darin sehe ich ganz besonders die gemeinsame Aufgabe, so nenne ich es mal, wenn man zusammenarbeitet.

Ich sehe meine Aufgabe darin, Anregungen zu geben, dass jemand es schafft über diese 9 Uhr Grenze drüber zu kommen und zwar in die neue Phase reinzukommen, in die des Transfers.

Transferieren heißt die, in diesem Konzept, was ich da mal gelernt habe.

Für den Klienten selber, also für dich, wenn du irgendetwas lernst, gar nicht nur mit mir, sondern generell, geht es darum wirklich Dinge anzuwenden, die Disziplin zu haben, da durchzugehen durch diesen Arbeitsprozess.

Irgendwann ist es mal gut Wissen anzusammeln, irgendwann ist es mal gut die Dinge irgendwie aufgeschrieben zu haben. Man muss es einfach dann tun.

Jedes Mal, wenn du den Telefonhörer ergreifst, wenn du dein Handy nimmst, dann weißt du und jetzt achte ich auf meine Pause zum Beispiel.

Das sind einfach Dinge, die an dieser Stelle ganz wichtig sind. Da sehe ich eine ganz wichtige Aufgabe von mir, aber eben auch die Aufgabe des Anderen.

Ich meine, ich kann die Übung nicht für den anderen machen. Die Disziplin vonseiten desjenigen, der da was lernen will.

Deswegen ist gerade diese 1. Phase der Motivation so unglaublich wichtig.

Zu diesem Transfer ist mir auch noch wichtig zu sagen, ich glaube, man muss auch mit realistischen Vorstellungen rangehen. Das ist in der Verantwortung desjenigen, der so eine Dienstleistung anbietet, dass man da wirklich auch ehrlich ist und sagt und das ist nicht für den Verkauf unbedingt förderlich und sagt: „Hey Leute, wenn du einen 1-Tages-Workshop nimmst, kann ich dir ganz viel Wissen einbringen, ich kann dir ganz viel Know-how beibringen, wie du Dinge erarbeitest. Es funktioniert überall da, wo es darum geht Sachen abzuarbeiten. Also wir können ein Konzept erstellen von einer Signature Speech, also einer Rede, die ganz typisch für dich sein wird oder man kann einen ganzen Podcast-Plan erstellen, einen Redaktionsplan, den Aufbau, worum es geht. Man kann auch an der Stelle praktisch umsetzen, aber sobald es um innere Prozesse geht, um Verhaltensweisen, wo Automatismen durchbrochen werden müssen, um Muster, die wir verändern im Denken oder auch im Sprechen durch die Stimme, durch die Atmung, wenn es um solche Themen geht, ist an 1 Tag, ganz ehrlich, nicht viel zu machen.“

Deswegen sehe ich auch immer meine Aufgabe darin, mit Leuten, mit denen ich verhandle, also mit Einzelpersonen, die zu mir kommen, klar darüber zu reden, aber auch mit Leuten, die einkaufen für Firmen, die mich einkaufen für Firmen, einfach ganz klar zu sagen:

„Leute, seid realistisch, entweder ihr investiert mehr Zeit und sprich mehr Geld in die Arbeit, die ich geben kann oder ihr lebt einfach mit der Sache, die gerade an der Stelle möglich ist.“

Ich glaube, wenn man mit einer falschen Vorstellung, wie in diesem Artikel da beschrieben, in so ein Rhetorik-Training reingeht, auch von falscher Seite, von der Human Resource Abteilung zum Beispiel, dann ist das enttäuschend.

Muster, Automatismen, Verhaltensweisen etablieren sich eben über einen gewissen Zeitraum bis das Gehirn sich verändert.

Alle Leute, die sich mit Lernen befasst haben, die nennen viele Stunden, die es braucht, sich mit dem Thema zu befassen.

Deswegen komme ich dahin, letztendlich immer längere Prozesse, Arbeitsprozesse bei gewissen Themen anzubieten und genau zu sieben, genau zu schauen mit den Leuten, die zu mir kommen, was willst du und was ist realistisch möglich?

Das ist nicht unbedingt gut und das heißt manchmal, ich kriege dann, ich in meiner Situation, noch keinen Verkaufsabschluss, weil ich diese schnellen Resultate nicht mehr versprechen möchte, weil ich weiß, dass da viele Faktoren dazukommen.

Ein ganz wichtiger ist Wiederholung. Wiederholung ist bei gewissen Dingen das A und O, bei Atmung, bei Stimme, bei Körperarbeit zum Beispiel und bei den gedanklichen Sachen natürlich auch.

 

Warum Sprechtrainings auch scheitern

Das ist erstmal das, was ich dir zu diesem ganzen Prozess an der Stelle sagen möchte. Es gibt noch ein paar andere Aspekte drum herum, die wir auch nochmal angucken wollen.

Also viele Leute, die sich einen sehr teuren Trainer, einen sehr teuren Coach einkaufen, denken: teuer ist gleich gut.

Das ist meiner Erfahrung nach sowohl als Kunde als auch als Anbieter kann ich das so sagen, nicht der Fall.

Wir reden es uns manchmal schön, weil wir viel Geld investiert haben und weil es schmerzlich ist zuzugeben, dass das viele Geld vielleicht für die Katz war.

Da gibt es einen Prozess in der Psychologie, der heißt kognitive Dissonanz. Das besagt nichts anderes, als dass wir uns dann die Dinge schönreden. Das tritt eben manchmal auch ein, wenn wir sehr viel Geld in jemanden investiert haben, in eine Firma, in einen Super-Coach, in einen Super-Trainer unglaublich viel Geld investiert hast, dann sagen halt die Leute, ja toll war das, was für ein tolles Ding. Auch wenn es für den Einzelnen in der Praxis gar nicht so viel gebracht hat.

Da muss man sich selbst gegenüber, vielleicht auch ich mir auch, von Dingen, die ich mir gekauft habe, kritisch gegenüber sein und sagen: „Hier Leute, es gibt ein paar tolle Trainer, die verkaufen sich leider noch nicht so gut und die machen richtig gute didaktische Arbeit und es gibt Trainer, die verkaufen sich richtig gut, das sind gute Marketingleute, didaktisch ist das gar nicht so toll.“

Das ist so ein bisschen das eine, da gibt es kein Richtig oder Falsch, ich finde da muss man einfach offen für sein und beobachten, was ist denn hier gerade der Fall bei den Leuten, bei denen man sich gegenüber befindet.

Der 2. Punkt, den ich auch noch nennen wollte in Bezug auf solche Rhetorik-Trainings ist natürlich, dass Rhetorik-Trainings je nachdem wie groß sie auch sind, wie viele Teilnehmer da drinnen sind, die haben gar nicht die Zeit individuell auf jeden einzugehen.

Wenn ich bei einem 1-Tages-Workshop 12 Teilnehmer habe, da kann ich nur ganz punktuell an die Sache rangehen und keine großen Dinge anstoßen. Ich versuche für jeden etwas reinzubringen, dass jeder eine Lernerfahrung hat, die ihn weiterbringt, wo er sagt, ja, ich habe das Motiv und gehe jetzt weiter.

Aber derjenige ist damit dann alleine, also dieses individuelle Übung anpassen, das kann man natürlich viel besser in einer Einzelarbeit.

Deswegen hat die für mich einen ganz großen Wert bekommen, auch wenn das andere wieder einen anderen Wert hat und die Kombi ganz toll ist aus beiden.

Nicht jede Übung, nicht jedes Wissen, nicht jeder Input, passt für jeden. Das kannst du dir vorstellen.

 

Fazit:

Schauen wir mal zurück zum Anfang. Da habe ich dir nämlich 3 Situationen genannt.

Die 1. Situation dort war dieses Rhetorik-Training, dieser Workshop. Wenn wir jetzt auf alles schauen, was ich dir gesagt habe eben, nochmal, das Problem ist nicht der Workshop, das Problem ist die Erwartung an den Workshop, an das, was er leisten kann.

Wenn man in einem realistischen Vorfeld verhandelt und nicht nur das Blaue vom Himmel verspricht, was gut fürs Marketing ist, dann kann der Workshop ganz tolle Sachen leisten.

Er kann bewusstmachen, er kann kleine Häppchen geben, die die Leute mitnehmen, kleine Hinweise, aber eben keine große tiefe Veränderung, die ganz plötzlich passiert, die geschieht sehr selten meiner Erfahrung nach.

Es sei denn, es war so der letzte Tropfen auf den heißen Stein, wo ganz viel im Vorfeld schon geschehen ist und man selber als Coach, als Trainer gar nicht beteiligt war eigentlich.

Bei einem Online-Kurs ist das ähnlich. Der hat ganz viele Vorteile, weil man ganz viel Feedback bekommen kann von anderen. Das ist total wertvoll, wenn man viele Leute auch wieder in der Gruppe drinnen hat. Aber auch da ist dieses ganz Individuelle nicht gegeben. Auch da ist wieder ein Stück Nachteil.

Bei der Einzelarbeit muss man sich tatsächlich fragen, habe ich mir eine ausreichend lange Zeit gegönnt? Habe ich ausreichend genug geübt? Habe ich wirklich Zeit darin investiert? Habe ich mich mit dem Thema auseinandergesetzt?

Wenn zum Beispiel jemand 5 Stunden bei mir bucht, dann freue ich mich, aber mir ist auch sehr klar, dass ich schon am Anfang hinweisen muss, dass wir nur einen Hauch, einen Teil von dem gesamten Kuchen sozusagen bearbeiten können in dieser Zeit.

Wir werden in dieser Zeit nicht an allen Phänomenen der Stimme arbeiten, sondern vielleicht nur an einem Aspekt. Das ist mir wichtig, dass das irgendwie im Vorfeld klar ist und auch deswegen mache ich diese Folge hier, um ein bisschen aufzuklären darüber, was möglich ist.

Ich frag dann gerne an dieser Stelle auch, wie viele Stunden hast du denn gebraucht, um Autofahren zu lernen?

Vielleicht erstmal nur bis zur Prüfung. Du hast die Prüfung bestanden. Aber wie sicher warst du denn nach der Prüfung?

Wenn ich mich zurückerinnere, die Sicherheit ist mit der Übung, mit der Routine gekommen. Das heißt über diesen Prozess hinaus ist auch noch ganz viel passiert und ich bin am Ball geblieben. Genau das braucht es hier auch.

Also ich glaube, die Durchschnittsfahrzeit von Fahrstunden in Deutschland liegt im Moment bei etwa 30 Praxisfahrstunden, also 30 mal 45 Minuten, damit ein Automatismus reinkommt.

Okay, die wollen verkaufen. Das will jeder, der eine Dienstleistung anbietet.

Sagen wir, lassen wir es nur 20 sein.

Meine Erfahrung ist tatsächlich, wenn Leute 12 Stunden, ich weiß auch nicht, warum das so ein magischer Wechsel ist, wenn man dann 3 Monate 12 mal insgesamt an der Sache arbeitet, wenn man sich wirklich intensiv damit auseinandergesetzt hat, wenn Leute 12 mal 45 Minuten bei mir waren, dann ist es tatsächlich so, dass oft ganz tolle Dinge passieren.

Das ist für mich das eigentlich Reizvolle.

Deswegen sei einfach realistisch, wenn du in die Einzelarbeit gehst. Wenn du 5 Stunden nimmst und erwartest, dass du sofort alles in den Alltag transferierst, das können nur ganz wenige. Ich hätte es auch nicht gekonnt. Vielleicht beruhigt dich das ein Stück weit.

Also plane das für dein Sprechen ein, plane dir ausreichend Übungszeit ein, plane dir ausreichend Zeit zum Verändern an dem Muster.

Das Fazit von mir also auf diese Folge, ist Sprechtraining für die Katz?

Nein, ist es generell nicht. Punktuelle Maßnahmen im Bereich von einem Sprechtraining dienen wirklich mehr der Unterhaltung als des Lernens, als des tatsächlichen Veränderns. Deswegen habe ich zum Beispiel irgendwann keine Lust mehr gehabt nur noch punktuell in Firmen rein zu gehen und zu sagen, ich mache 1 oder 2 Tages-Workshops. Ist langweilig, weil man nicht wirklich in die Tiefe kommt.

Wenn man wirklich Veränderungen will, wenn man wirklich Entwicklung will, wenn man an sich etwas verändern will, an Mustern, dann braucht es Zeit. Trotzdem finde ich, haben auch diese punktuellen Maßnahmen ihre Berechtigung. Nämlich darum, sich Dinge bewusst zu machen, das Bewusstsein als 1. Schritt der Veränderung. Der ist total wichtig. Es ist auf den Dingen, die wir da genannt haben, auch schon der 2. Schritt, also die 2. Phase. Das ist nicht der totale Anfang, das ist schon ganz viel. Aber es braucht dieses Übertreten für diese 2 kritischen Uhrzeiten im Zyklus des aktiven Lernens.

Ich hoffe, ich habe dir Lust gemacht wirklich zu sagen, okay, ich bin motiviert, ich bin bereit, mehr mich auf das Thema Training, Sprechtraining, Lernen, das kann ja man auf viele Bereiche beziehen, einzulassen.

Mich eine gewisse Zeit da einzulassen.

Vielleicht habe ich dir sogar Lust gemacht mit mir zusammenzuarbeiten, meine Begleitung zu genießen. Dann kommt gerne in mein Coaching, schau ins Kennenlerngespräch rein auf die Seite, mache dir einen Termin aus und wir schauen mal, wie lange wir beide zum Beispiel für dein Anliegen brauchen könnten. Darüber können wir gerne reden.

Ich freue mich, dass du hier dabeigeblieben bist. Danke fürs Reinhören und bis zum nächsten Mal. Zeig dich und sprich! Tschüss!

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