Was kannst du aus meinem Schweigen für deine Sichtbarkeit lernen?
Das erklär ich dir in dieser Folge.
Ich nehme dich als Kollegin oder Kollegen mit, mir mal über die Schultern zu schauen und gemeinsam zu erforschen, an welchen Hürden und Blockaden man struggeln kann, wenn es darum geht, sichtbar zu sein bzw. warum wir es manchmal nicht sind.
Hier findest du die Folge zum Hören:
Hier kannst du dich in meinen Newsletter eintragen.
Hier kannst du mir deine Frage stellen.
Hier findest du Informationen zum "Prozess der Innovationsdiffusion" von der TU Chemnitz.
Danke.
Danke, dass du hier (wieder) liest. Danke, dass du mir (wieder) zuhörst. Das ist nicht selbstverständlich nach so langer Zeit des Schweigens.
Es ist immer ein Geschenk, wenn Menschen anderen ihre Zeit und Aufmerksamkeit schenken.
Wenn du mich aber schon aus den Jahren 2016, 2017 und 2018 kennst, dann ist das noch mal ein Stück mehr besonders für mich. Denn ich habe ja geschwiegen.
Wochenlang. Monatelang. Jahrelang.
Weit mehr als 5 Jahre. Das ist in Zeiten der aktuellen technischen Entwicklung eine Ewigkeit. (Meine alten Podcastfolgen haben also langsam Reliquienpotenzial.)
Doch lass uns besser klären:
Es handelt sich hier um eine Art Nullepisode. Eine Re-Start-Folge oder - wenn du Monopoly magst - meine „Zurück auf Los“-Folge.
Du erfährst, was es mit meinem Schweigen auf sich hatte.
Und damit neben der Sensationslust das Lernen nicht zu kurz kommt, nehme ich dich als didaktisch denkender Mensch mit auf Forschungsreise und teile meine Erkenntnisse aus dieser Zeit mit dir.
Tja, also, nun mal Butter bei die Fische, Steffi: Warum habe ich im Kontext des Podcasts nicht mehr öffentlich gesprochen?
Ich habe beim Nachdenken über diese Frage festgestellt, dass es zwei Zeiten gab: die Zeit von Schock und Starre und die Zeit meines inneren "Mindfucks". Was meine ich damit?
In meinem Leben sind ein paar (nicht nur eine, sondern mehrere) Grundfesten weggebrochen, noch bevor das Coronavirus Europa erreicht hatte, und das hat bewirkt, dass ich aus meinem Rückblick heraus nur noch im Überlebensmodus funktioniert habe. Ich habe mich um all das gekümmert, was weit oben in den Prioritäten kam: meine Kinder z.B. und die Arbeit, die mir direkt Geld bringt ... Alles andere musste erst mal auf Eis gelegt werden und warten. Den Rest der Zeit bin ich in die intensive Innenschau gegangen.
Das macht Sinn: Verwundete Tiere ziehen sich zurück und springen (freiwillig) nicht in der Zirkusmanege rum. Eine Pflanze stirbt oben ab, hört auf zu blühen und zieht ihre Kraft in die Knolle und in die Erde zurück, wenn es ihr nicht gut geht.
Oder eine Raupe verpuppt sich im Kokon und bleibt dort, bis sie dann zum Schmetterling wird. Von außen sieht es aus, als passiere nichts. Aber das stimmt natürlich nicht. Es passiert total viel. Eine Raupe hat in sich sogenannte Imago-Zellen angelegt. Das sind spezielle Zellen, die bereits die Idee, die Vision sozusagen, des künftigen Schmetterlings in sich tragen.
Und was passiert in der Raupe? Das Immunsystem der Raupe betrachtet diese Zellen zunächst als fremdartig und versucht, sie zu bekämpfen. Was nicht funktioniert. Dieser Prozess lässt ich nicht aufhalten. Irgendwann werden immer mehr Imago-Zellen gebildet und die alte Raupe löst sich mehr oder weniger auf und schwimmt in einer Art Zellsuppe. Und dann entsteht daraus der neue Schmetterling. Die Transformation erreicht ihren Höhepunkt - wir sehen aber erst viel später den fertigen Schmetterling.
Und das ist mir auch passiert. Sicher nicht im körperlichen Sinne. Mir sind keine bunten Flügel gewachsen. Aber innerlich.
Was heißt das für die Sichtbarkeit?
Vielleicht kannst du dir das vorstellen: das ist keine Zeit, in der man mit einer Botschaft nach außen geht. Keine Zeit des Sprechens. Das nach Außen bringen war einfach nicht dran.
Ich habe in dieser Zeit meine Stimme, meine innere, noch nicht vollständig wieder wahrnehmen und fassen können. Da war viel zu viel in mir los.
Ich war damals nicht in der Lage, mich auf einer Bühne zu exponieren. Ich war nicht im inneren Zustand, eine Gruppe proaktiv stimmlich und gedanklich zu führen (was es m.E. für die Bühne braucht).
Ja, du hast recht: Man kann einiges machen, um in einen guten Zustand zu kommen – genau damit arbeite ich ja. Aber es gibt auch den Moment zu sagen: jetzt nicht.
Und das habe ich auf unbestimmte Zeit und ohne Vorsatz eben getan. Jetzt nicht.
Mein Fazit für mich und dich:
Es ist ok, wenn du mal schweigst, dich zurückziehst und in den Kokon gehst.
ABER: das birgt eine große Gefahr und darum geht es jetzt.
Ich nenne diese Phase gerne die Zeit meiner "Mindfucks". Erst stand mir das Leben im Weg und es war keine Zeit des Podcastens. Aber dann - fließend im Übergang - war ich es selbst, die mir im Weg stand fürs Podcasten. Darum geht es hier.
a) ROUTINEN:
Wenn man eine Weile etwas nicht mehr macht, dann gewöhnt man sich an diesen Zustand. So ist es mir leider auch gegangen. "Use it or loose it" eben. Ich hatte meine Routinen verloren. Einmal den Podcast ausfallen lassen, ist kein Problem, zwei mal auch nicht, aber meine NLP-Ausbilder meinten immer: "Steffi, ab 3 mal wird es ein Muster." - und sie hatten wohl leider recht. Ich verlor die Gewohnheiten, die Abläufe usw.
b) BEQUEMLICHKEIT ODER BUSINESS?!:
Ansonsten hatte ich auch so genug zu tun im Alltag: meine Kurs/ Workshops/ Vorträge/ Einzelberatungen forderten auch in Pandemiezeiten meine Aufmerksamkeit. Und dann gab und gibt es ja meine Kindern. Um es kurz zu fassen: Ich brauche den Podcast nicht, um mir den Tag zu füllen ;)
Bin ich zu busy? Oder ist das nur eine Ausrede und ich war zu bequem? Das kann ich nicht sagen. Was zählt ist das Resultat. Ich kam mit dem Podcast nicht in die Pötte.
c) MENTALE FALLE "PROFESSIONALITÄT":
Der Podcasting-Markt ist heute ein anderer als vor 5-6 Jahren. Er hat sich aus meiner Sicht professionalisiert. Als ich vor 8 Jahren meine erste Folge sendete, war dies untermalt mit dem Zauber des Spieles. Es war ein Experiment und ich hatte nichts zu verlieren in meiner Sicht.
Im Marketing gibt es ein Modell, was diese Themen erklären kann: Der Prozess der Innovationsdiffusion nach Everett Roger beschreibt die Frage, wie sich eine Neuerung innerhalb einer bestimmten sozialen Gruppe verbreitet. Er zeigt darin verschiedene Phasen auf, wie sich Neuerungen etablieren. Zunächst werden sie nur von den "innovators" und dann von den "early adopters" angewandt. In dieser Zeit ist alles Vorgehen experimentell. Später folgen die sogenannten "early" und "late majority" und zum Schluss die "lazzards". In diesen Phasen gibt es dann gewohntere Abläufe, eine Masse an Anwendern und v.a. eine Professionalisierung.
Ich bin keine Fachperson in diesen Fragen, aber in meiner Wahrnehmung des Podcastingmarktes sind wir in einer späteren Phase. Wo sich vorher noch ein paar experimentelle Leute in ihren Kleiderschrank gesetzt haben (habe ich selbst mit einigen Studierenden) und einfach mit Herzblut sprachen, ohne genau zu wissen, was sie da tun, stehen jetzt Medienagenturen und Radiosender hinter manch großem und erfolgreichen Podcast. Die haben eine ganz andere Infrastruktur und machen das hauptberuflich. All das kann einschüchtern. Mich zumindest.
Mir fehlt nun teilweise einfach das Spielerische, Unperfekte, Fehlerfreundliche. Das ist der Bereich, wo ich mich absolut wohl fühle. Wo nicht der Druck besteht, schon perfekt sein zu müssen. Das wünsche ich mir für meine Kunden*. ich will, dass nicht nur Menschen sprechen, die das studiert haben, sondern alle.
Das Irreführende der aktuellen Szene dabei ist übrigens, dass viele dieser Podcasts mit Intention einen flapsigen und spontanen Stil an den Tag legen (als wäre das spontan und nicht medienkonzernbeeinflusst) - dahinter ist meiner Erfahrung nach aber so gut wie nichts spontan (wie auch, man kann es ja schneiden ;) ) und das ärgert mich, weil es eben nicht real ist.
d) SCHAM:
Sich lange nicht bei einem Menschen zu melden, ist ein Abbruch der Beziehung. Genau solch einen Beziehungsabbruch habe ich letztlich auch mit meinen Hörern* und den mir wohlgesonnenen Menschen gemacht. Nicht mit Intention, aber dennoch. Und das ist mir unangenehm, ja sogar peinlich. Ich bin kein Mensch, der andere gern im Stich lässt, zumindest nicht ohne Erklärung und Kommunikation geht. Aber wie beginnt man den Kontakt nach langem Schweigen wieder? Es ist mir sehr schwer gefallen, das zu akzeptieren in meinem Verhalten und nun wieder auf dich und euch Hörende oder Lesende zuzugehen. Aber: hier bin ich. Hier ist meine Hand (bzw. meine Stimme).
e) SELBSTVERTRAUEN:
Was kann ich meinen Hörern* eigentlich noch versprechen an Regelmäßigkeit? Was bin ich in meiner Arbeits-und Lebenssituation in der Lage zu halten. Das Vertrauen in mein Fachwissen war und ist zwar da. Aber das Vertrauen in meine Regelmäßigkeit als Podcasterin ist geschrumpft. Auch diese Frage hat mich lange aufgehalten: Was kann ich leisten und versprechen?
Alles in allem:
Ich war ambivalent gegenüber meinem Podcasten.
In mir war und ist einerseits ein klares Lustempfinden im Sinne eines „ich will das“. Nur andererseits gab es eben auch viele gute Gründe (siehe oben) damit nicht wieder zu beginnen. Irgendein Anteil in mir sagte "ich will nicht“.
Vielleicht kennst du das?
Daher hier ein kleines Fazit zum Thema "Prokrastinieren":
Prokrastinieren oder vermeiden heißt nicht, dass du faul bist. Ich war und bin das nicht.
Es heißt einfach, dass du das Thema Motivation und Blockaden in den Fokus rücken solltest. Und das kann eben auf jede Form von Auftritt, öffentlichem Sprechen, Bewertungssituationen zutreffen.
Es ist selten so, dass alles in uns ja sagt, sondern eher ein „ja aber“ ist wahrscheinlich.
Das aber kann man überwinden - so wie ich, wie du gerade hörst bzw. liest. Und du kannst das auch, wenn du z.B. mit deiner Sichtbarkeit haderst und da prokrastinierst.
Daher erinnere dich:
Zeigen des Schweigens sind ok. Rückzug ist wichtig. Ideen werden in der Stille geboren. Aber pass auf, dass dein Schweigen nicht zur Falle wird.
Es gibt viele Gründe, warum es mich reizt.
Also: ich podcaste wieder.
Ich werde in Staffeln denken und mir Pausen gönnen, wenn nötig.
Aber - Ziel ist es, dass es sich dann nur um ein paar Wochen handelt und angekündigt wird 😉
Wie oft werde ich podcasten?
Das wird sich zeigen. Geplant ist aller 7 bis 14 Tage – das entscheide ich erst, wenn ich die ersten Folgen vorproduziert habe. Du kannst dich aber im Newsletter anmelden, der auch wieder aktiv ist und dort erfährst du dann von der Häufigkeit.
Worum wird es gehen?
Ich habe lange überlegt, ob ich einen neuen Podcast starte, jetzt wo der alte so lange liegt. Aber dann habe ich gemerkt: das WAS, also die Inhalte haben sich nicht geändert und so wird es sich auch zukünftig um Sprechen, Auftritt, Stimme drehen.
Was sich allerdings geändert hat – ist das WIE meiner Arbeit. Sehr.
Nicht erst jetzt, sondern schon seit einigen Jahren. Ich hatte ja genug Zeit 😉
Wenn ich meine Sache gut mache, dann wirst du das merken.
Wie anders ist das neue Wie?
Tiefer, interdisziplinärer, weniger technisch sondern ganzheitlicher.
Ich bin tief in unser Nervensystem eingedrungen und habe über Polyvagaltheorie, Selbst- und Co-Regulation gelernt. Ich habe mich in PEP (Prozess- und embodimentfokussierte Psychologie) und PAC (Prüfungs- und Auftrittscoaching) weitergebildet. Ich habe zwei Buchprojekte begonnen (und noch nicht abgeschlossen.) V.a. aber: Ich habe mich verändert und das macht meine Arbeit anders.
Wie will ich in Zukunft podcasten?
Spielerisch(er), bei aller Professionalität! ich will mich und das Medium nicht zu ernst nehmen und v.a. fehlerfreundlich sein. Ich hoffe dir damit für dein Sprechen Inspiration zu sein.
Soweit die Einblicke.
Hast du noch eine Frage zu dem, was ich dir heute gesagt habe?
Dann schreibe mir an steffi@steffischwarzack.de Oder hast du eine Frage zum Sprechen, die ich mal im Podcast beantworten sollte? Dann schreib auch!
Ansonsten erinnere dich:
Zeigen des Schweigens sind ok. Aber pass auf, dass dein Schweigen nicht zur Falle wird.
Hab dank, dass du so lange heute dabei warst, und dass du mir ggfs. eine zweite Chance gibst. ;)
Ja und dann zeig dich und sprich, denn die Welt braucht deine Stimme!
Deine Steffi Schwarzack
Was denkst du?